Museum

Zeitgenössische Schwäbische Kunst
Die eindrucksvolle Kunstsammlung der Kunst- und Kulturstiftung Dr. Geiger-Haus bildet den Grundstock der Sammlung des Künstlerhauses. 1978 veranstaltete die Stadt erstmals die seitdem jährlich stattfindende „Ostallgäuer Kunstausstellung“, die regionalen Künstlern und Künstlerinnen die Möglichkeit gibt, sich einem größeren Publikum in einem musealen Rahmen vorzustellen. Durch Ankäufe aus dieser Ausstellungsreihe baut die Stadt Marktoberdorf ihre Sammlung zeitgenössischer schwäbischer Kunst auf. Inzwischen umfasst sie über 250 Gemälde, Zeichnungen, Fotografien und Plastiken, die im Untergeschoss des Künstlerhauses in einem 50 qm großen Museumsdepot gelagert sind. Werke, die die Stadt bis zum Jahr 2000 erworben hat, sind Eigentum der Kunst- und Kulturstiftung Dr. Geiger-Haus, spätere Ankäufe stehen dem Künstlerhaus als Dauerleihgabe der Stadt zur Verfügung.

Franz Hitzler
2013 und 2016 wurde die Kunstsammlung durch die Zustiftung der privaten Franz Hitzler-Sammlung des Verlegers und Kunstförderers Kurt Prelinger erweitert. Dank der finanziellen Förderung durch die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern wurde die Archivierung und Inventarisierung der aus 52 großformatigen Gemälden und über 350 Papierarbeiten (Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafiken) bestehenden Sammlung ermöglicht. Eigens für die Hitzler-Sammlung wurde ein neues Depot eingerichtet. Die Werke werden der  Öffentlichkeit in regelmäßigen Abständen durch Ausstellungen zugänglich gemacht.

Das Künstlerhaus verfügt über den weltweit größten Museumsbestand an Werken Franz Hitzlers und darf somit eine hochkarätige Sammlung von sowohl regionaler als auch internationaler Bedeutung sein Eigen nennen. Franz Hitzlers Werke sind in international renommierten Sammlungen vertreten, unter anderem in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München, der Henry Nannen Stiftung in Emden,  der Sammlung Museum  Morsbroich in Leverkusen, den Staatlichen Museen zu Berlin und dem Museum of Modern Art in New York. Zahlreiche nationale und internationale Ausstellungen sowie kunsthistorische Publikationen untermauern die Bedeutung des Künstlers. Franz Hitzler (*1946 in Thalmassing bei Regensburg) lebt und arbeitet im Ostallgäu in unmittelbarer Nähe zum Künstlerhaus und wurde 2011 mit dem Kunstpreis des Bezirks Schwaben für sein künstlerisches Gesamtwerk ausgezeichnet.

„Jeder Mensch kennt die Schwierigkeiten des Lebens. Als Künstler muss ich sie ergründen und Lösungen finden“ (Franz Hitzler 2011).
Für Hitzler hat Malerei eine kosmische Kraft, sie bedeutet für Ihn Selbsterfahrung, Leidbefreiung und Erlösung. Maler zu sein ist für ihn Mission. Viele der frühen Gemälde Hitzlers sind bevölkert von dämonenartigen Wesen und bedrohlichen Fratzen. Diese dunklen Gestalten entspringen tiefen existentiellen Ängsten. Indem Hitzler sie auf der  Leinwand sichtbar werden lässt, gelingt es ihm, ihren Schrecken zu bannen. In den 1980/90er Jahren ist eine Wandlung im Werk Hitzlers erkennbar: Die düsteren Töne weichen lebensbejahenden, kräftigen und hell-leuchtenden Farben.
Hitzlers Gemälde scheinen dem Betrachter einen Einblick in die Seele des Künstlers zu eröffnen. Die Ausdrucksstärke der gestischen Malerei wird häufig noch durch Einschnitte in die Leinwand, gezielte Verletzungen der Oberfläche potenziert.

Die Hitzler-Sammlung des Künstlerhauses verdeutlicht die Vielschichtigkeit des Werkes Franz Hitzlers – sowohl im künstlerischen Ausdruck als auch in den gewählten Techniken.
Besonders die Papierarbeiten offenbaren eine eindrucksvolle Variation der künstlerischen Mittel. Es besteht kaum ein grafisches Medium, welches sich der Künstler nicht zu Eigen gemacht hat. Grafit-, Kugelschreiber-, Tusche-  und Farbstiftzeichnungen stehen kräftigen Kohle- und Kreidearbeiten gegenüber. Sein druckgrafisches Werk besteht aus Holzschnitten, Lithografien, Monotypien und Radierungen.

Mit der Druckgrafik beginnt Franz Hitzler erst relativ spät: 1974. Diese Werke besitzen für Hitzler eine besondere Qualität, die auf den technischen Eigenschaften und dem Herstellungsprozess beruht: „Die Malerei hat mir vom Handwerklichen her oft zu wenig Widerstand geboten: Die Farbe ist weich und fließend und die Leinwand gibt nach. Beim Holzschnitt dagegen bietet die Technik einen ganz anderen Widerstand. Man muss mit dem Messer ran, teilweise auch mit dem Hammer. Das ist vom Arbeitsprozess her viel mehr mit körperlichem Einsatz verbunden. Das habe ich zwischendurch – nach Phasen der Malerei – immer wieder gebraucht, um mich zu disziplinieren; um dieses Weichfließende in der Malerei zu fassen und in eine Form, letztlich zu einer >Vertiefung< zu zwingen“ (Franz Hitzler im Gespräch mit Wolfgang Holler, März 1989, in: Holler, Wolfgang: Franz Hitzler. Druckgraphik, München 1989)