Ausstellungen

JUNGE KUNST Ausstellung anlässlich der Vergabe des Förderpreises der Antonia und Hermann Götz-Stiftung

17. Juli 2022 bis 11. September 2022

 

Die Antonia und Hermann Götz-Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge regionale Künstler*innen zu fördern und die Öffentlichkeit über das aktuelle Kunstschaffen zu informieren. Sie vergibt im 5-jährigen Turnus einen Kunstpreis an aufstrebende Talente aus den Bereichen Malerei, Grafik und Plastik. Der Wettbewerb richtet sich an Teilnehmer*innen, die aus den Regionen Oberbayern und Schwaben stammen bzw. dort leben. 

Das Künstlerhaus Marktoberdorf hat sich explizit der Präsentation zeitgenössischer Kunst verschrieben und bietet mit seiner klaren kubischen Architektur den perfekten Rahmen für die aktuellen Werke junger Kunstschaffender. Es entsteht die Möglichkeit für einen lebendigen Dialog mit dem Publikum. Dieses Jahr sind nach gemeinsamem Beschluss der Jury alle eingereichten Werke in der Ausstellung zu sehen, da sie durchgehend die Ausschreibungs- und Qualitätskriterien erfüllen. 

Ergänzend wird eine Auswahl malerischer Arbeiten von Hermann Götz (*1901 in Ob/Marktoberdorf) gezeigt, der freischaffend als Künstler arbeitete. Seine Werke sind geprägt von einer tief gehenden Auseinandersetzung mit der künstlerischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts, vor allem mit Wassily Kandinsky, aber auch Klee, Nolde oder Nay. Er ließ sich stilistisch nicht festlegen, sondern bearbeitete methodisch und analytisch die grundlegenden Fragen der Moderne, das Verhältnis zwischen Natur und Abstraktion in Farbe und Form. 

"Wir freuen uns sehr, anlässlich des diesjährigen Kunstwettbewerbs einen Ausschnitt der Malerei von Hermann Götz zu präsentieren, denn seine Werke waren seit 2001 nicht mehr ausgestellt," erklärt Museumsdirektorin Maya Heckelmann. 

Die Durchführung des Wettbewerbs liegt beim Künstlerhaus Marktoberdorf im Auftrag der Antonia und Hermann Götz-Stiftung. Künstlerisch betreut wird die Ausstellung von der Direktorin des Künstlerhauses Maya Heckelmann. 

 

Ausgestellte Künstler*innen: 

 

Alina Lehle / Jonas Zeitler | Anja Reiser | Benjamin Stölzel | Boris Saccone | Charlotte Kober | Corinna Ellner | David Noel Szymanski | Fabian Ledermann | John Schlecht | Julia Miorin | Julia Obermaier | Li Zanzi | Maria Watzke | Mariella Maier | Ronja Schauer-Fischer | Ruscha Voormann | Teresia Brandner | Teresa Erol | Vero Haas | Vincent Göhlich | Wang Banyu

 

 

 

 

 

2 Preisträgerinnen_ Haas_ Maier_Foto Nikolaus Steglich | © 2 Preisträgerinnen_ Haas_ Maier_Foto Nikolaus Steglich

1. Förderpreis der Antonia und Hermann Götz-Stiftung

 

Vero Haas | Kempten

„leave your mark“ | 2022

Tempera, Pastellkreide auf Leinwand | 110 x 90 cm

 

Vero Haas, die diesjährige erste Preisträgerin der Antonia und Herrmann Götz-Stiftung für Junge Kunst, überzeugte die Jury aufgrund ihrer sensiblen Herangehensweise und dezidierten Reflektion malerischer Techniken. Zwei helle Figuren knien vor einem mehrschichtigen Hintergrund. Kräftige Pinselstriche werden alterniert von schwarzen Flecken und zarten Linien, die jeweils Menschen umschreiben. Sie markieren und konturieren den Auftrag des Pinsels. Die Malweise wirkt wie ein vorsichtiges Herantasten an den Bildgegenstand und wird inhaltlich durch die Aktivität der Figuren gespiegelt. Die hintere Figur zeichnet konzentriert der anderen ein zartes, lineares Ornament auf den Rücken. Es kommt das Gefühl auf, einer sehr intimen Szene zwischen zwei Menschen beizuwohnen, ohne diesen wirklich näher kommen zu können.

Warum wird der Rücken bemalt? Tattoo oder Bodypainting? Der Kopf der vorderen Figur ist nicht ausgearbeitet und so gerät über die Frage nach dem Bedeutungsinhalt und der geschlechtlichen Zuordnung der Figuren immer mehr die Malerei in den Fokus. Handelt es sich hier um einen unfertigen Entwurf oder reflektiert die Künstlerin ihr eigenes Dasein, das Sichannähern und Ausbilden künstlerischer Fähigkeiten?

Vero Haas nutzt die Leinwand als Bühne, um persönliche Aussagen in Szene zu setzen. “Das Schöne an der Malerei ist, dass ich sie so explizit oder implizit machen kann wie ich möchte”. Haas‘ Bilder entziehen sich einer eindeutigen Zuschreibung sowohl maltechnisch als auch inhaltlich und lassen dem Betrachter in ihrer offenen Prozesshaftigkeit Raum für eigene Interpretationen

 

 

 

 

 

1 Preisträgerinnen_Vero Haas_leave your mark_ Foto Nikolaus Steglich | © 1 Preisträgerinnen_Vero Haas_leave your mark_ Foto Nikolaus Steglich

2. Förderpreis der Antonia und Hermann Götz-Stiftung

 

Mariella Maier | Rosenheim

„Tischung Transformativer Gruppenprozesse“ | 2022

Bedrucktes Papier, Kleister, (Holz, Metall) | 75 x 90 x 200 cm

 

„Ein Stuhl ist ein Stuhl ist ein Stuhl...“ sagte der Künstler Donald Judd, der im Laufe seiner künstlerischen Karriere ganze Möbelserien entworfen hat.

Insofern begegnete die Jury dem großen, aus Papierschnipseln angefertigten Tisch anfangs mit einiger Skepsis, zumal er augenscheinlich nicht wirklich als Möbelstück taugte. Zu stark hing die Platte durch, waren die Tischbeine krumm und „unsauber“ ausgeführt. Das irritierte so sehr, dass ziemlich schnell eine heftige Diskussion über die Daseinsberechtigung des Tisches als Skulptur entbrannte, vor allem als deutlich wurde, dass er das Ergebnis soziologischer Forschung eines Projekts an der Münchener Kunstakademie war und einerseits dessen Scheitern, aber zugleich auch die Hoffnung auf einen Neuanfang dokumentiert.

Das Peace Damage Kollektiv setzte sich ab 2020 kritisch mit den Strukturen der Akademie der Bildenden Künste München als Institution auseinander. Ziel war es, eine neue Streitkultur zu bilden und mittels gewaltfreier Kommunikation die alten, verkrusteten Strukturen des Akademiebetriebs aufzubrechen und umzuformen. „Unser Ansatz war daher nicht die Konfliktvermeidung, sondern der bewusste und konstruktive Umgang mit Meinungsverschiedenheiten.“  Die Künstlerin untersucht damit auch die Rolle der Kunst als gesellschaftsformendes Medium.

Überzeugt hat die Jury, mit welcher Konsequenz Mariella Maier die Druckerzeugnisse und Dokumentation rund um die Gruppierung Peace Damage geschreddert und damit zerstört hat, aber durch die Umformung auch wieder Möglichkeiten eröffnet, alles erneut „auf den Tisch zu bringen“ oder sich „wieder an einen Tisch zu setzen“.

Die scheinbar lapidare und ungelenke Form des Tisches täuscht über die anspruchsvolle bildhauerische Arbeit hinweg, so dass die Kombination zwischen inhaltlicher Aufladung, symbolischer Form und bildhauerischer Leistung die Jury bewogen hat, Mariella Maier den zweiten Preis zu verleihen.